Sächsische Schweiz

Als Sächsiche Schweiz wird ein ca. 30 x 40 Kilometer großes Gebiet mit bizarren Felsformationen bezeichnet, welches sich südöstlich von Dresden befindet. Der Name Sächsische Schweiz geht auf den Porträtmaler Anton Graff und den Kupferstecher Adrian Zingg zurück. Diese beiden Schweizer Künstler durchwanderten 1766 mit ihren Skizzenblöcken das Elbsandsteingebirge bei Dresden. Sie glaubten Ähnlichkeiten mit ihrer Heimat zu erkennen und so gaben sie diesem Landstrich diesen bezeichnenden Namen. Die Sächsische Schweiz wurde danach zur Lieblingslandschaft der deutschen Romantik. Der bekannte Maler Caspar David Friedrich suchte im Elbsandsteingebirge nach besonderen Motiven bzw. Eingebungen und auch der unvergeßliche Komponist Carl Maria von Weber fand hier die nötige Inspiration für die weltbekannte Oper „Der Freischütz“. Später sah Karl May, der geistige Vater seiner Romanhelden Winnetou und Old Shatterhand, in der grandiosen Felskulisse das deutsche Pendant zu den nordamerikanischen Canyons. Auch May ließ sich aufgrund dessen von diesen Felsgebilden zu plastischen Beschreibungen der amerikanischen Romanschauplätze inspirieren.

Zu Urzeiten, vor etwa 100 Millionen Jahren, tauchte aus dem damaligen Urmeer ein gigantischer, 370 Quadratkilometer und 400 bis 600 Meter mächtiger Sandsteinblock auf. Zuerst flossen die Urelbe und ihre Nebenflüsse breit und träge über dieses Gebiet. Diese Region wurde von den Rändern her dann in mehreren Schüben angehoben, so daß im mürben Sandstein tiefe Risse und Spalten entstanden. Die Flüsse verwandelten sich nun in reißende Gewässer, die sich letztendlich viele hundert Meter tief in den Sandstein gruben.

Für weitere Erosionen sorgten chemische Prozesse. Im porösen Sandstein versickertes Regenwasser staute sich über undurchlässigen Tonschichten, die den riesigen Sandsteinblock durchziehen. Es trat seitlich an der nächstgelegenen senkrechten Felswand wieder zutage. Dabei löste es aus dem Gestein Mineralien wie Schwefel und Phosphat, die zu Schwefelsäure und Ammoniak reagierten. An den Austrittsstellen des Wassers bildeten sich nun Salzkristalle, die den Sandstein pulverisierten und zerstörten. Riesige Felsbrocken stürzten zu Tal. Wind und Wetter besorgten den Rest und aus den schmalen Schluchten wurden teilweise weite Täler. Dieser ständigen Erosion konnten nur wenige Säulen und Felstürme trotzen, wie märchenhafte Skulpturen „entwachsen“ sie heute der Erde.

Zwischen hochaufragenden Felsriffen, tiefeingeschnittenen Gründen, schlanken Türmen und wuchtigen Tafelbergen, zwischen Wiesen und Wäldern findet man nun heute verwitterte Phantasiefiguren wie z.B. den Wilden Kopf, die Lokomotive, den Domwächter, die Hohe Liebe, die Gans oder die Affensteine. An die steilen Felswände klammern sich vom Wind zerzauste Bäume, manche sind schon halb hinabgestürzt, andere sind klein und knorrig geblieben. Etliche sind auf ihrer einsamen Anhöhe vertrocknet und zu kahlen Wetterbäumen geworden.

Die Sächsische Schweiz war und ist für die Pflanzen- und Tierwelt, aber auch für die Menschen, kein einfacher Lebensraum. Nur besonders angepaßte Pflanzen- und Tierarten können zwischen den Felsen überleben. Aus diesem Grund ist die Region gleichzeitig artenarm und abwechslungsreich, denn in den tiefen und feuchten Schluchten, auf den trockenen Plateaus und Felsenriffen und in den wasserreichen Flußtälern herrschen außergewöhnliche Boden- und Klimaverhältnisse. Am Grund der schmalen Schluchten ist es selbst im Sommer so kühl wie in einem Keller. An diesen Orten gedeihen ungewöhnlich viele Moose und Farne, Tannen, Fichten, Ulmen und Erlen. Auf den viele Meter höhergelegenen, trockenen und warmen Felsgipfeln wachsen dagegen Kiefern, Heidekraut und Preiselbeeren. Im Elbsandsteingebirge sind noch über 200 zum Teil seltene Vogelarten heimisch, wie z.B. Uhu, Sperlingskauz, Eisvogel und Wasseramsel.

Seit fast 2 Jahrhunderten lockt nun diese in Westeuropa einzigartige Landschaft große Scharen von Besuchern an. Heutzutage verstopfen vom Frühjahr bis Herbst dichte Autokaravanen das idyllische Kirnitzschtal und die Straße zur Bastei. Die Natur leidet schwer unter diesen Touristenmassen. Schon im 19. Jahrhundert gab es erste Überlegungen, das Gebiet vor „touristischer Übernutzung“ zu schützen. Aber erst 1938 wurden Teile der Region erstmalig als Naturschutzgebiete deklariert. 1956 erklärte der Rat des Bezirkes Dresden die gesamte Sächsische Schweiz zum 274 Quadratkilometer großen Landschaftsschutzgebiet. Im Herbst 1990 wurde etwa ein Viertel der Gesamtlandschaft zum Nationalpark erklärt. Damit sind 93 Quadratkilometer sich selbst überlassen, jede Form wirtschaftlicher Nutzung ist in dem aus zwei Teilen bestehenden Nationalpark verboten.

Unter folgendem Link gibt es für Interessierte detaillierte Informationen zum Nationalpark Sächsische Schweiz:

www.nationalpark-saechsische-schweiz.de

Schon im 19. Jahrhundert berichtete Pastor Wilhelm Leberecht Götzinger: „Diese Bergwelt erzeugt Gefühle des Großen, des Erhabenen, des Erstaunens in solcher Stärke, als man sie noch an keiner Stelle hatte.“ Er und sein Amtsbruder Carl Heinrich Nicolai aus Lohmen machten damals mit den von ihnen veröffentlichten Büchern diese Region im In- und Ausland bekannt und lockten damit Scharen von Neugierigen, Erholungsuchenden und Urlaubern in die Sächsische Schweiz. Dieser Boom ist aufgrund der Einzigartigkeit des Elbsandsteingebirges bis heute ungebrochen!

Altbergbau

Die künstlichen Höhlungen im Gebiet der Sächsischen Schweiz, die von alten Bergbauanlagen herrühren, haben in der Literatur dagegen kaum Beachtung gefunden. Zusammenfassende Berichte über den Bergbau in diesem Gebiet (Friedemann 1878, Pilk 1895, Langer 1929, Wiedemann 1961) sind historische oder geologische Betrachtungen, die den gegenwärtigen Zustand der Objekte nicht berücksichtigen. Die tatsächlich vorhandenen Überreste des Bergbaues in der Sächsischen Schweiz wurden erstmalig von Dr. Eibisch (1958) kurz zusammengefaßt und in einem Vortrag (1960) näher beschrieben.

Von vornherein sollte man erwarten, daß in der Sächsischen Schweiz die alten Bergbauversuche und somit auch ihre Überreste nur außerhalb des Sandsteingebietes zu finden sind, vom Standpunkt des Lagerstättenkundlers eine selbstverständliche Erwartung. Trotzdem gibt es selbst im Sandstein Spuren bergbaulicher Tätigkeit. Einmal wollte man den Sand selbst gewinnen, dann wieder suchte man nach Vorkommen von Kohle. Sehr verbreitet war die Suche nach Gold. Wie überall wurde sie auch hier betrieben. Viele Sagen sind uns um den Goldreichtum überliefert, es sei nur an die zahlreichen „Wahlenberichte“ erinnert (z.B. Lehmann 1764, Schurtz 1891).

Als „Wahlen“ wurden die venedischen Glasmacher bezeichnet, die auch nach Deutschland kamen, um färbende Mineralien zu suchen. Daraus und aus ihren Rezeptgeheimnissen schrieb man ihnen alchimistische Kenntnisse zu und glaubte in ihnen Goldsucher zu sehen.

Götzinger (1786) zitiert aus Flasch (1773) von Goldvorkommen „…in solcher Menge, daß sich viele tausende Menschen davon ernähren könnten“. Engelhardt nimmt bereits 1805 entschieden dagegen Stellung, indem er sagt, die Goldmutungen seien „mehr auf unserer Vorfahren Geldbeutel als auf unsere Flüsse und Gebirge abgesehen“ und insgesamt „nicht 2 Pf. wert“ oder (Freisleben 1846) „größtenteils als Fabel zu werten“. An den überlieferten „Goldfundstellen“ läßt sich heute nirgends Gold in nenneswerter Menge nachweisen, wohl aber Glimmer, Pyrit, Ocker usw.: Mineralien, die zu Zeiten noch nicht fortgeschrittener Wissenschaft Goldgehalte vortäuschen (vgl. hierzu Seifert, 1928). Eine ausführliche Erörterung der Gold- und anderen Seifen ist bei Wiedemann (1961) zu finden, die durch Hinweise auf Veröffentlichungen von Klemm (1871), Oehmichen (1900) und Gruner (1958) ergänzt sei.

Der Bergbau im Gesamtgebiet der Sächsischen Schweiz begann nach Langer (1929) zu Anfang des 13. Jahrhunderts. Aus dieser Frühzeit findet man verständlicherweise keine Überreste mehr.
Eine Zusammenfassung der Grubennamen mit den Jahreszahlen ihrer Mutung von 1547 an, gibt uns Stephani ( 1717), Bergmeister in „das Berg Amts Revier“ Glashütte, dem die Bergaufsicht über das Gebiet der Sächsischen Schweiz oblag. Eine Identifizierung dieser Grubengebäude nach den heute noch auffindbaren Resten ist ebenfalls kaum mehr möglich. Durch die Wirren des Mittelalters, insbesondere durch den Dreißigjährigen Krieg, dürften die Gruben, die im 16. Jahrhundert bestanden haben, bis 1648 gänzlich verfallen sein. Zudem sind die Ortsangaben nach den damaligen Besitzern der Fluren benannt oder sehr dürftig. Wenn Albinus schreibt „Hoenstein ober Pirn“, so kann z.B. die Bezeichnung „…im roten Grunde ubenwendig Pirna“ dicht an der Stadt Pirna oder auch bis an der heutigen Staatsgrenze BRD / Tschechien bedeuten.

Die später eingerichteten Bergwerke sind meist im Siebenjährigen Krieg eingegangen, später werden noch verschiedentlich die Jahre 1825, 1861, 1863 genannt (z.B. bei Langer), dann bringt die Entwicklung der Geologie und die Konkurrenz anderer Erzlagerstätten den Bergbau in der Sächsischen Schweiz völlig zum Erliegen.

Auf den entsprechenden Unterseiten sollen nun einige dieser alten Bergbauanlagen aus der Sächsischen Schweiz vorgestellt werden. Zur entsprechenden Navigation bitte das Menü mit der Verzeichnisstruktur nutzen!

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Quellen:

  • DIE HÖHLEN DER SÄCHSISCHEN SCHWEIZ (Speläomorphologische Inventarisation); von Dr. S. Börtitz und Dr. W. Eibisch; Dem Arbeitskreis zur Erforschung der Sächsichen Schweiz in der Geographischen Gesellschaft der ehemaligen DDR als Arbeitsgrundlage überreicht; veröffentlicht im JAHRBUCH DES STAATLICHEN MUSEUMS FÜR MINERALOGIE UND GEOLOGIE ZU DRESDEN 1962; Seiten 177 – 264; freundlicherweise zur Verfügung gestellt durch oben genanntes Museum.
  • Privatarchiv Herr Dipl.-Ing. Herbert Müller, Fachgruppe Höhlen- und Karstforschung Dresden e.V.
  • Privatarchiv des Verfassers.

Verzeichnis der alten Literatur zu der Thematik Altbergbau Sächsische Schweiz:

  • Albinus, P.: Meißnische Land- und Bergchronica, Dresden 1590.
  • Friedmann, H.: Streiflichter über den Bergbau im Bereiche oder der nächsten Umgebung des Sächsischen Elbsandsteingebirges. Über Berg und Thal 1 (1878), Seite 10 und 21.
  • Flasch: Vom Golde in Sachsen. Nützliche Beyträge zu den nöthigen und angenehmen Wissenschaften II. (1773).
  • Gruner, H.: Seifenminerale in der Sächs. Schweiz. Der Aufschluß (1958), Seite 252.
  • Götzinger, W. L.: Geschichte und Beschreibung des Chursächs. Amts Hohnstein mit Lohmen, insbesondere der unter dieses Amt gehörigen Stadt Sebnitz. Freyburg 1786.
  • Pilk, G.: Elbegold. Über Berg und Tal 18 (1895) Seite 143.
  • Pilk. G.: Goldbergbau im Meißner Hochlande. Über Berg und Tal 18 (1895) Seite 207.
  • Langer, J.: Der ostelbische Bergbau im und am Gebiete der Dresdner Heide und in der Sächsischen Schweiz. Neues Archiv f. Sächs. Geschichte 50 (1929), Seite 1.
  • Wiedemann, F.: Seifenbildungen im Elbsandsteingebirge. I. Seifenvorkommen und Bergbauversuche im östlichen Teil des rechtselbischen Elbsandsteingebirges. Bergakademie 13 (1961), Seite 411 und 515.
  • Lehmann C. G.: Nachricht von Wahlen, wer sie gewesen etc. Leipzig 1764.
  • Schurtz, H.: Der Seifenbergbau im Erzgebirge und die Walensagen. Forsch. z. deutschen Land- und Volkskunde 5 (1890), Stuttgart 1891, Seite 85.
  • Seifert, A.: Fossile Goldstreifen in den cenomanen Grundkonglomeraten bei Dippoldiswalde in Sachsen. Sitz.-Ber. Isis (1927/28), Seite 20.
  • Stephani, J. E.: Nachrichten über den Bergbau in des Berges Amts Revier Glashütte (1717).
  • Klemm: Über das Seufzergründel bei Hinterhermsdorf. Sitz.-Ber. Isis, Dresden (1871), Seite 175.
  • Oehmichen, H.: Die böhmischen Granatlagerstätten und die Edelsteinseife des Seufzergründels bei Hinterhermsdorf. Z. f. prakt. Geol. (1900), Seite 1.