Limmatstellung 1

Was so vor meiner Haustüre steht – Teil I
Impressionen von der Limmatstellung aus dem zweiten Weltkrieg

Der Bezug der Armeestellung
Einen Monat nach der Mobilmachung erliess General Guisan am 4. Oktober 1939 den Operationsbefehl Nr. 2:
Die Armee besetzt und hält eine Stellung vom Becken Sargans über Wallensee -Linth-Zürichsee-Limmat-Bözberg-Hauenstein bis zum Gempenplateau (bei Basel) mit Schwergewicht zwischen Zürichsee und Hauenstein. An der Grenze und zwischen Grenze und Armeestellung verzögern die Grenz- und Vortruppen den Vorstoss des Gegners nachhaltig. Die Besatzungen an der Grenze und zwischen Grenze und Abwehrfront gelegenen Werke und Stände leisten bis zur letzten Patrone Widerstand, auch wenn sie umgangen und vollständig auf sich allein gestellt sind.
Dieser Befehl entstand aus der Überlegung, dass die Armee die 1300 km. lange Landesgrenze nicht verteidigen könne. Die Truppe baute dennoch zwischen Grenze und Limmatstellung, im sogenannten Verzögerungsraum, Bunker, Panzersperren und Stacheldrahtverhaue.(z.B. Festung Reuenthal) Gesichert wurde das Gebiet zudem mit mobilen Einheiten und der Artillerie.

Bau der Befestigungsanlagen
Zu Beginn des Krieges gab es für den Befestigungsbau keine unité doctrine. Es kam bei dieser Sachlage zu einem Föderalismus im Festungsbau. Die Geniechefs und Kommandanten der grossen Verbände arbeiteten ohne beengende Vorschriften, mit Initiative und grossem Erfindergeist. Darum ist es manchmal schwierig die den Bunkern zugeordneten Aufgaben zu bestimmen. Als Mitte Mai 1940 Typenpläne vorlagen betrachteten die Geniechefs diese lediglich als Richtlinie und wurden nicht müde neue Typen von Befestigungen zu erfinden.

Ausgeführte Arbeiten der 6. Division
In meinem Wohngebiet war die 6. Division, für einen ca. 10 km. breiten Abschnitt, zuständig. In diesem Abschnitt erstellte die Division folgende Betonbauten:
– Bunker/Unterstände: 150 (mit bis zu drei Stockwerken)
– Beobachtungswerke: 35
– Geschützstände der Artillerie für 70 Rohre, teils offen, teils splittergeschützt: 90
– Kavernen/Stollen: 1000m
– Tanksperren: 6,5 km
Dazu kommen noch ca. 490 Feuerstellungen offen oder gedeckt, 80 Nischen Holz und Wellblech, 6 km Kampfgräben, 40 km Drahthindernisse und einiges mehr.
Von den Betonbauten sind, wenn sie nicht Wohngebieten oder Strassen weichen mussten, praktisch noch alle vorhanden. In der Regel sind die Bauten alle verschlossen und mit einigen Ausnahmen nicht zugänglich. (Werkhaftpflicht) Die Geschützstände aus Beton sind teilweise noch vorhanden. Alle Holz- und Wellblechbauten sind abgebrochen. Sie sind noch an den umfangreichen Erdbewegungen erkennbar.
Mit der Armeereform 95 wurden viele Werke deklassiert. Im Moment sind in der Schweiz rund 13500 militärische Anlagen ausgemustert und für wenig Geld zu haben.

 

Hier einen Ausschnitt von ca. 2 km Breite mit einigen Angaben zu den noch vorhandenen Anlagen. (Flugaufnahme)

 

Dazu ein Foto. Die Blickrichtung ist vom linken Bildrand der Flugaufnahme nach rechts.

 

Ein Bunker für ein Schweres und 4 Leichte Maschinengewehre und eine Panzerabwehrkanone. 19 Mann bedienten die Waffen. Dieser Bunker ist zweistöckig mit einem Kampf- und Mannschaftsraum. Die Wand- und Deckenstärke beträgt in der Regel 1,8m. Bei einigen Bunkern ist die Decke und die Frontwand bis zu 2,7m stark.

 

Die Vorderseite

 

Der Eingang

 

Nochmals der Eingang

 

Schiessscharten für ein Maschinengewehr und eine Panzerabwehrkanone. Der helle, mit Zement verputzte Fleck, war die Auswurföffnung für Handgranaten.

 

Schießscharte der Gegenseite

 

Ein anderer Bunker mit viel Beton für wenig Wirkung. Ein Stand für ein leichtes Maschinengewehr. Auf 300m stehen hier 6 Stück in einer Linie:

 

 

Noch ein anderes Exemplar. Der Eingang.

 

Die Schiessscharte für ein Maschinengewehr und die für den Beobachter

 

Der Kampfraum eines dreistöckigen Bunkers (meine Eingangspforte)

 

Der richtige Eingang mit der Handgranatenauswurfsöffnung oben links.

 

Der Aufstieg zu oberen Etage

 

 

Weiter zu Teil II mit noch mehr Fotos…

Textquellen: Die Limmatstellung im zweiten Weltkrieg. Von Walter Lüem und Andreas Steigmeier. Erschienen im Baden Verlag

Fotos: Copyright by Varga