Im Rahmen einer solchen kurzen Darstellung kann natürlich nur auf einige wenige Eckdaten in Zusammenhang mit dem Bau von Carinhall und den Ereignissen dort eingegangen werden.
Weiterführend kann empfohlen werden: Knopf/ Martens: Görings Reich – Selbstinzenierung in Carinhall. Erschienen bei Ch. Links, ISBN 3-86 153-176-3
Carinhall war ursprünglich als kleines Jagdhaus konzipiert. Klein im Sinne von richtig klein, das teilunterkellerte Gebäude hatte im Erdgeschoß eine Fläche von ca. 130 qm. Dieses wurde Anfang 1934 fertiggestellt und bezogen. Architekt dieses wirklichen Kleinods war Prof. March (Olympiastadion). Zeitgleich entstand in der Nähe des Anwesens eine Gruft, in der am 20.06.34 die erste Ehefrau Görings, Carin Göring, geb. Freiin von Fock, nach Überführung aus Schweden beigesetzt wurde.
Das Jagdhaus wurde zu klein für den aufstrebenden Göring, so das es bald Erweiterungen gab.
Im September 1936 begann die erste Erweiterungsphase, die am 20.07.37 angeschlossen ist. Eine zeite Phase beginnt im Januar 39 und zieht sich bis Januar 1940 hin. Diese Bauten werden gemeinhin als Waldhof bezeichnet. Pläne und Skizzen liegen vor. Weitere Bauten sollten im Zeitraum 45 bis 53 errichtet werden. Göring hatte die Absicht, ein bedeutendes Kunstmuseum zu errichten.
Die ausgeführten An- und Umbauten waren erheblich und hatten nichts mehr mit dem ursprünglichen kleinen Jagdhaus gemein. Es entstanden u.a. Wirtschaftsflügel, Gästeflügel und die sogenannte große Halle, die mit 72 m Seitenlänge einen Innenhof umschlossen. Was oft als spartanisch und gar nicht luxeriös beschrieben wurde, hatte schon Repräsentionsaufgaben: Allein die große Halle war 24 m lang und 12,5 m breit. Links neben dem Eingang gab es einen großen Kamin. Saß man vor ihm, konnte man durch ein großes, elektrisch versenkbares Fenster mit den Maßen 6 mal 3,13 m einen Blick auf den See werfen. Über dem Kamin befand sich hinter Holzverkleidungen eine Orgel.
Im zweiten Bauabschnitt wurden dann u.a. noch Festsaal und Bibliotheksflügel errichtet. Damit entstand auch ein neuer Innenhof. Zum Kriegsende belief sich der Versicherungswert von Carinhall auf 10.150.000 Reichsmark.
Vor dem Anrücken russischer Truppen wurde Carinhall gesprengt. Nach “Übernahme” noch vorhandener Wertgegenstände durch die Russen und anschließender Plünderung durch Zivilisten erfolgten weitere Sprengungen, das Gelände wurde weitgehend eingeebnet.
© Dieter TD 2002