Die Reste der Anlage Oberdorf befinden sich im Bergzug DZIAL JAWORNICKI hinter der Ortschaft JUGOWICE (Hausdorf). Es handelt sich dabei um gesprengte und völlig verbrochene Mundlöcher von 7 Stollen. Die Entfernung zwischen den verschiedenen ehemaligen Eingängen beträgt 50 bis 120 Meter. Zwei der längsten Stollen (vermutlich Stollen 6 und 7) sollen noch 1954 begehbar gewesen sein. Ihre Länge wurde damals mit 85 und 185 Metern angegeben. Um das Jahr 1975 versuchten einige polnische Enthusiasten die verbrochenen Mundlöcher aufzugraben. Bei diesen Arbeiten stießen sie auf gußeiserne Panzertüren. Reste von dabei aufgefundenen Gummidichtungen lassen die Vermutung zu, daß sich hinter diesen Metalltüren gasdichte Sektionen innerhalb der Stollen befanden.
Ende der 80iger Jahre wurde die Gesamtlänge aller bis dato noch bekannten 7 Stollen mit ca. 500 Metern beziffert. Es gibt einige Hypothesen, die besagen, daß sich angeblich noch weitere unentdeckte Stollen in diesem Höhenzug befinden. Sie sollen zu Teilen dieser Anlage führen, die seit 1945 sperrgesprengt sind. Wie so oft gibt es aber auch dazu keine eindeutigen Beweise.
Auf der anderen Straßenseite gegenüber der Stollen finden sich einige Fundamentreste. Unter anderem ist ein Fundament zur Aufnahme irgendwelcher technischer Vorrichtungen sichtbar. Der genaue Zweck konnte noch nicht bestimmt werden.
Dieses Bild zeigt den fast völlig verbrochenen Einstieg, der irgendwann von polnischen Abenteurern oberhalb des Mundloches von Stollen 2 gegraben wurde. Das Passieren dieser Engstelle ist ähnlich gefährlich wie der Einstieg in die Anlage Wolfsberg. Besagtes Eingangsloch zum Objekt Oberdorf wurde durch feuchten Erdboden und Lockermaterial gegraben und ist in keinster Weise mit Holz ausgebaut. Die Verbruchgefahr ist damit sehr hoch, da sich der Einstieg unter einem sehr schrägen Hang befindet. Sollte es hier zu einer leichten Hangrutschung kommen, dann verbricht dieser gesamte Zugangsbereich. Einen anderen Ausgang aus der Anlage gibt es nicht.
Nach der provisorischen Beräumung des halb verschütteten Loches muß man sich zusätzlich noch durch gesprengtes Blockwerk zwängen. Schließlich gelangt man über einen Schuttkegel auf die Sohle von Stollen 2, der als einziger noch teilweise befahrbar ist. Dieser Stollen führt gerade in den Berg. Er besitzt zwei Querstrecken in südöstlicher Richtung, welche wiederum durch zwei Querschläge verbunden sind.
Die vordere Querstrecke. Im Hintergrund sind Teile eines schweren Verbruches zu sehen. Links in der Strecke befindet sich eine Person als Größenvergleich. In keinem der noch befahrbaren Stollen befinden sich Stützausbauten aus Stahlbeton. Das System befindet sich noch im Auffahrungszustand.
Ein Teil der hinteren Querstrecke. Auf dem zerstörten Grubenholz im Bildhintergrund sitzt eine Person als Größenvergleich. An etlichen Stellen ist die Sohle der Stollen durch Grundwasser überflutet.
Eine Störung im Gebirge wurde hier mit einem massiven Grubenholzverbau unterfangen. Die im Laufe der Jahrzehnte verrotteten Grubenstempel hielten irgendwann dem starken Firstdruck nicht mehr stand, es verstürzten größere Mengen von Blockwerk aus dem überdeckenden Gebirge.
Ein weiterer Verbruch an einem Kreuzugspunkt der Stollen, der hier teilweise bis 40 cm unter Wasser steht. Dieser Stollen mündete vermutlich damals im Mundloch von Stollen 4. In der heutigen Zeit versperrt eine schwere Sprengstelle diesen Weg. Links neben der Person zweigt eine Querstrecke in Richtung des Stollen 2 ab.
Diese Grubenstempel in einer Querstrecke befinden sich noch im Originalzustand. Sie tragen zur Zeit noch die Last des Gebirges. An dieser Stelle sind zwei Aufnahmen entstanden, um mit einer Person als Größenvergleich zu dienen. Oberhalb des Unterbaues kann man deutlich erkennen, daß sich in diesem kurzen Stollenabschnitt kein gewachsener Fels im First befindet. Die Störung im Gestein machte den Verbau aus Grubenholz notwendig. Im Hintergrund ist bereits ein weiterer Verbruch zu sehen.
Ein weiters Bild aus einer der Querstrecken.
Das letzte Bild zeigt noch eine Impression aus einem Teilstück von Stollen 2. In diesem Bereich liegt überall verstürztes Grubenholz. Links zweigt eine Querstrecke ab. In diesen Kreuzungsbereichen der Strecken findet man oft im Stollenfirst in Bohrlöcher eingeschlagene Holzkeile. In das Holz eingebrachte Metallhaken sind ein Beweis dafür, das es sich um markscheiderische Meßpunkte zum exakten Auffahren des Stollensystems handelte. An diese Haken wurde offenbar ein Schnurlot gehangen, mit dem man den Aufstellungsort für einen Theodoliten exakt bestimmte. Möglich wäre an diesen Fixpunkten auch der Einsatz von einem Markscheiderkompass. Bergbauliche Vermessungsingenieure werden als Markscheider bezeichnet. An dieser Stelle vielen Dank an den Diplom- Geophysiker Dr. Rüdiger Schmidt für diese Informationen.
FAZIT: Von einer Befahrung dieser stark verbruchgefährdeten Anlage muß aufgrund des gefährlichen Einstieges dringenst abgeraten werden. Alle Strecken befinden sich noch im Auffahrungszustand, es existieren nirgends Einbauten aus Stahlbeton. Weiter in die Tiefe des Gebirges führende und sperrgesprengte Stollen waren nicht eindeutig lokalisierbar. Wahrscheinlicher ist es, daß einige Verbrüche an den Streckenenden dem gestoppten Stollenvortrieb geschuldet sind. Der ursprüngliche militärische Verwendungszweck dieses geplanten untertägigen Objektes ist ebenfalls nicht mehr eruierbar. Die heute noch bekannten Stollen der Anlage Oberdorf haben eine Fläche von ca. 1500 Quadratmetern, das Volumen wird mit ca. 3500 Kubikmetern angegeben.
© DieterTD / PeMü 2004